Unglück einer Jägersfrau
Tief im Wald, so erzählen die Leute,
Lebte einst ’ne Räubermeute.
Keiner von denen je Anstand gekannt,
Jeder war froh, daß er mit ihnen nicht verwandt.
Auch der Jäger, welch ein Graus,
Hielt es so nicht länger aus.
Die Räuber stahlen dem armen Mann
Zeit, die er mit seiner Frau nicht haben kann.
Gundela, so hieß seine Frau,
Nahm`s mit der Ehe sehr genau,
Denn alles was sie ihm versprochen,
War nicht nur " ’was Gutes kochen".
Denn zu einer Frauen Pflichten
Gehören auch schönere Geschichten,
Die man ja so machen tut,
Damit die Ehe auch wird gut.
Aber die Frau im schönen Mieder
Singt zur Zeit nur Trauerlieder,
Denn ihr Mann, welch eine Not,
Schon wieder nach den Räubern tobt.
Doch der Frau ist gar nicht bange,
Alles dauert ihr zu lange:
„Will ich 's richten und schon heute,
Schau jetzt selbst nach dieser Meute.
Ob ich da was ändern kann.“
Behält dabei das Mieder an.
Und weil’s im Sommer hier nicht kalt
Zieht sie auch nichts drüber, halt.
Ja, sie ist dann auch geschwind
Im Wald, dort wo die Räuber sind.
Und als sie da so angekommen,
Waren die Männer sehr benommen.
Sie bot ihren Leib den Räubern an,
Ein jeder jetzt mal gucken kann.
Als Gegenleistung, die sie ja will,
Sollten die Räuber zum Abend sein still.
Klappt das Ganze hin und wieder,
Kommt sie auch mal ohne Mieder.
Wenn die Räuber jetzt Frieden geben,
Dann haben alle ein schönes Leben.
Das kleine Wort von einer schönen Frau
Nehmen die Räuber sehr genau.
Versprachen ihr die Ruhe im Wald,
Daß kein Ton in ihr Fenster schallt.
Aber wollten sie sie so mal wiedersehen,
Das müßte sie dann auch verstehen,
Würden sie mit viel Getue,
Im Walde stören schon mal die Ruhe.
Nickend nahm sie dann in den Arm ihren Mann
Und zog mit ihm ganz schnell von Dannen.
„Komm, die Räuber sind zufrieden hier,
Die Flinte braucht jetzt mein Revier.“